Know-Center GmbH und das BioNanoNet Netzwerk luden mit freundlicher Unterstützung des Human.technology Styria GmbH zum ersten Life Science Event zum Thema „Life Sciences im digitalen Wandel“ am 5. April 2018 in das Know-Center an der Technischen Universität Graz ein.

Die Veranstaltung wurde von Univ.-Prof. Dr. Stefanie Lindstaedt (CEO Know-Center GmbH), Mag. Susanne Resch (BioNanoNet) und Dr. Johann Harer (CEO Human.technology Styria GmbH) eröffnet.

Anwendungsmöglichkeit der Artificial Intelligence im Gesundheitsbereich

Dr. Roman Kern (Leiter Bereich Knowledge Discovery, Know-Center GmbH) gab in seinem Vortrag zum Thema „Anwendungsmöglichkeit der Artificial Intelligence im Gesundheitsbereich“ eine Einführung in den Themenbereich der Künstlichen Intelligenz (Maschinelles Lernen, Deep Learning, etc.), berichtete über  eine breite Palette von Anwendungsmöglichkeiten von Artificial Intelligence im Gesundheitsbereich und wies darauf hin, dass „der Markt rund um AI im Bereich Health Care in 5 Jahren explodieren würde“. Allerdings wies er auch darauf hin, dass die Erwartungshaltung sehr hoch sei und dass Artifical Intelligence momentan als „Allheilmittel“ für den Health Care Bereich beworben werden würde. Das käme insbesondere daher, dass viele gefeierte Erfolge eher „low hanging fruits“ waren, und die wirklichen Herausforderungen noch auf uns warten. Hier sei aber nicht außer Acht zu lassen, dass sich AI nicht in jedem Bereich etablieren wird, so Kern. Nichtdestotrotz bietet Artificial Intelligence sehr viel Potential, „ist aber harte Arbeit; und benötigt insbesondere eines: Kompetenz“.

Entwicklung patientenorientierter medizinischer Software

Dr. Bernd Schandl (CTO, mySugr) präsentierte in seinem Vortrag zum Thema „Entwicklung patientenorientierter medizinischer Software“ die Erfolgsstory hinter mySugr (einer App-basierte Diabetes-Rundumversorgung rund um die täglichen Hürden und Probleme im Therapie-Alltag). mySugr startete mit dem Grundgedanken „Apps sind genau das Richtige für Leute mit Diabetes“, und mittlerweile gibt es sogar Tattoos mit dem Firmenlogo auf zufriedenen Kunden. Patientenzentrierte Entwicklung schreiben sich viele Unternehmen auf ihre Fahnen; Schandl erläuterte anschaulich und eingängig, wie mySugr „User Centered Design“ in all ihre Unternehmensprozesse integriert. So gibt es beispielsweise mehrmals die Woche Interviews mit EndbenutzerInnen. „Know your users“ – und der Erfolg gibt ihnen Recht.

Sensoren – die digitalen neuen Augen der Mediziner – aktuelle Sensorikkonzepte

Der nächste Vortrag entführte die Zuhörenden in den Bereich der Sensorik. DI Robert Holzer (Project Management & Business Development, RECENDT – Research Center for Non-Destructive Testing GmbH) beleuchtete in seinem Beitrag „Sensoren – die digitalen neuen Augen der Mediziner – aktuelle Sensorikkonzepte, z.B.: für interoperative Bildgebung oder Point-of-care-Diagnostik“ einige noch nicht so bekannte aktuelle Sensorik-Technologien. OCT (Optische Kohärenztomographie) beispielsweise liefert Querschnittsbilder von optisch teiltransparenten Objekten berührungslos und zerstörungsfrei, mit kurzen Messzeiten und hochgenau. Dabei bieten Technologiekombinationen oft ganz neue Möglichkeiten, so konnte OCT mit Photoakustik (Bildgebendes, opto-akustisches Verfahren zur Darstellung von u.a. biologischen / medizinischen Proben) oder mit Raman-Spektroskopie (spektroskopische Untersuchung der inelastischen Streuung von Licht an Molekülen oder Festkörpern) sehr erfolgreich kombiniert werden.  Die Kombination von neuen Technologien eröffnen komplett neue Möglichkeiten, aber „ohne digitale Auswertung und Aufbereitung der Rohmessdaten bleiben all diese Messverfahren praktisch zahnlos“.

Digitalisierung in der Medizin: Schöne, neue Medizinwelt?

Nach der Pause zeichnete Mag. Caroline Schober-Trummler (Vizerektorin für Forschung & Internationales, Medizinische Universität Graz) in ihrem Vortrag „Digitalisierung in der Medizin: Schöne, neue Medizinwelt?“ ein Bild über die Digitalisierung im Gesundheitsbereich und ihre Auswirkungen auf PatientInnen, ÄrztInnen und uns als Gesellschaft. Denn die technischen Aspekte der „digitale Medizin“ – seien es nun Digitale Krankenakte, Tablet Visite, Wearables, Telemedizin, Robotik, Personalisierter Medizin oder ein modernes, digitales Forschungsportfolio – sind nur eine Seite der Medaille. Was all diese neuen Technologien für Herausforderungen an PatientInnen (beispielsweise Erhöhung des Gesundheitsbewusstseins und der Eigenverantwortung versus Zwang zur Selbstoptimierung), ÄrztInnen (Ausbildung, Vorhersage von Krankheitswahrscheinlichkeiten, Pränatal-Diagnostik, Haftungsfragen bei Diagnose-(Assistenz-)Systemen) und uns als Gesellschaft (Kostendruck, Datenschutz, Desolidarisierung, Umgang mit und Gesundheitsversorgung von alten Menschen) stellen, ist eine genauso interessante und gesellschaftspolitisch hoch relevante Frage.

Digitalisierung in der Intensivmedizin – Biosensoren als Wegbereiter für
automatisierte Therapiesysteme

Zum Abschluss gab Dr. Martin Ellmerer (Leiter Entwicklungsbüro Graz, B.Braun Melsungen AG) in seinem Beitrag zu „Digitalisierung in der Intensivmedizin – Biosensoren als Wegbereiter für automatisierte Therapiesysteme“ Einblicke in Anwendungsbereiche von Biosensorik beispielsweise bei der Insulintherapie oder der Flüssigkeitsbilanz. Die Generierung von medizinischen Daten ist bedingt durch Sicherheits- und Qualitätsstandards, Datenschutzverordnungen zum Schutz der Patienten, etc. extrem aufwändig. Daten werden meist nur zu regulatorischen Zwecken erhoben, bleiben therapeutisch aber weitgehend ungenutzt. Die immer größer werdende Datenmenge überfordert zunehmend das Pflegepersonal, eröffnet neue schnellere therapeutische Entscheidungswege und verlangt wiederum nach schnelleren diagnostische Verfahren und damit einhergehend entscheidungsunterstützende Systeme und Sensoren. Konventionelles Blutglukose Management zum Beispiel basiert heute nach wie vor weitgehend auf manuellen Prozessen und individuellen Entscheidungen und bietet damit ein hohes Automatisierungspotential und Einsparungspotential hinsichtlich Arbeitsaufwand der Pflegekräfte. Dazu kommt die fehlende Standardisierung bei den manuellen Prozessen; Der Ansatz hier ist, auch Infusionsdaten für die Therapiesteuerung zu nutzen. Das Therapiesystem für das Glukose Management von B.Braun ist bereits CE zugelassen und befindet sich derzeit in der klinischen Erprobungsphase.

Hermann Stern, Business Area Digital Life Sciences führte durch den abwechslungsreichen und informativen Nachmittag.

Abgerundet wurde das Programm durch ein World-Café zu den Themenbereichen der Vorträge („Artificial Intelligence im Gesundheitsbereich“, „Digitalisierung in der Medizin: Schöne, neue Medizintechnik?“, „Sensorik für Mediziner. Wo geht die Reise hin?“ sowie „Der Patient im Fokus“) und mit anschließendem Networking am Buffet.

Es wurde im Zusammenhang mit der Veranstaltung auch das Produkt „med360“ des Life Science Bereichs des Know-Centers beworben.

med360 ist ein Informationskorridor, der täglich aktuell neue Publikationen zu dem Interessensgebiet der wissenschaftlich tätigen Mediziner serviert.

Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie bitte Melanie Mayr, Produktmanagement med360.

Hier einige Impressionen zum Event

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