Die Datenanalysen von Invenium, einem Spin-off der TU Graz und des Grazer Know-Centers, helfen Unternehmen dabei, das Mobilitätsverhalten von Menschen besser zu verstehen – nicht nur in Zeiten der Coronakrise.

In anonymisierten Mobilfunkdaten steckt enorm viel wissenschaftliches Potenzial – das hat Invenium-Mitbegründer Michael Cik schon 2013 erkannt. Damals initiierte er gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen am Institut für Straßen- und Verkehrswesen der TU Graz sowie mit dem Know-Center (Österreichs führendes Forschungszentrum für Big Data und Artificial Intelligence) das Forschungsprojekt AGETOR. Darin entwickelten die Forschenden ein softwarebasiertes Monitoring, das Bewegungsströme analysiert und Einsatzorganisationen bei Großveranstaltungen dabei unterstützt, sicherheitskritische Situationen vor Ort rechtzeitig zu erkennen. Die intelligenten Algorithmen wurden damals von zwei jungen Doktoranden und Mitgründern Christopher Horn und Gunnar Schulze am Know-Center entwickelt.

Verwertbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse

Das Projekt war erfolgreich, die Anonymisierungs- und Auswertungsalgorithmen funktionierten – und werden seither am Institut für Straßen- und Verkehrswesen und am Know-Center anhand neuer Projekte weiterentwickelt. „Anhand anonymisierter Mobilfunkdaten können wir beispielsweise Rückschlüsse auf das Mobilitätsverhalten ziehen, Verkehrsmuster ableiten und neue Verkehrs- und Mobilitätskonzepte für Städte und Regionen entwickeln“, erklärt Cik. Forschungsmittel für Grundlagenforschung kommt allerdings weniger aus Österreich, sondern aus der Schweiz, um die reinen Bewegungsmuster durch Ursachen der Mobilität zu erklären, so Institutsleiter Prof. Martin Fellendorf.

Die Basisdaten für die Bewegungsstromanalysen im Projekt AGETOR stammten schon damals von A1. Der Mobilfunkanbieter sah in der steigenden Nachfrage nach Mobilfunkdaten ein neues Geschäftsfeld – es fehlte aber an Entwicklungs-Know-How. Das motivierte Michael Cik gemeinsam mit den beiden Know- Center Kollegen Christopher Horn und Gunnar Schulze Ende 2016 zur Gründung von Invenium als Spin-off der TU Graz und des Know-Centers. Zum idealen Zeitpunkt, wie Cik weiß: „Auch wir wollten die Forschungsergebnisse kommerzialisieren, der Einstieg von A1 als strategischer Partner von Invenium 2017 war ein logischer Schritt und eine Win-Win-Situation für alle Seiten.“

Methode vereint Datenschutz und Innovation

Seit damals bietet man Bewegungsanalysen auf Basis von Positionsdaten an, die über die Sendemasten von A1 ermittelt werden und den Daten-Analystinnen und -Analysten von Invenium anonymisiert zugespielt werden. „Faktisch ist es damit auch uns unmöglich, Rückschlüsse auf Einzelpersonen zu ziehen“, legt Cik großen Wert auf den Datenschutz.

„Mittels statistischer Verfahren und unserer intelligenter Algorithmen errechnet Invenium schließlich die Bewegungsströme“

berichtet Prof. Stefanie Lindstaedt, Geschäftsführerin des Know-Center und Institutsleiterin an der TU Graz.
Diese werden dann – ebenfalls aus Datenschutzgründen – in 20er-Gruppen visualisiert. Kommt es dadurch zu Unschärfen im Ergebnis? „Nein“, so Cik. „Uns interessieren ja nicht einzelne Personen, sondern das Herdenverhalten.“

Branchenübergreifender Bedarf auch jenseits von Corona

Die Erkenntnisse sind für viele Branchen wertvoll: Der Tourismus erfährt so von den Vorlieben der Urlaubsgäste für bestimmte Sehenswürdigkeiten, die Wirtschaft kann die effektive Kontaktfrequenz von Außenwerbung messen sowie innerstädtische Hotspots ermitteln und Eventagenturen erhalten wertvolle Einblicke in die Besucherstrukturen von Veranstaltungen. Im Kampf gegen das Coronavirus setzt nun auch die österreichische Bundesregierung auf die Analysen von Invenium. „Der Krisenstab sieht quasi auf Knopfdruck, ob die Ausgangsbeschränkungen eingehalten werden und wie sich das Mobilitätsverhalten aufgrund von COVID-19 verändert.“ Außerdem dienen die Daten auch Simulationsforscher Niki Popper und seinem Team der TU Wien, die damit Modellrechnungen durchführen und die getroffenen Maßnahmen evaluieren. Darüber hinaus ermöglicht die Technologie statistische Vorhersagen zur Ausbreitung des Coronavirus und daran wir intensiv gearbeitet. „Wir können anhand der Mobilitätsdaten sehen, wohin sich die Menschen verteilen und wo der nächste Virus-Hotspot entsteht.“

Die anfängliche Kritik an der Analysemethode kann Cik nicht nachvollziehen: „Wir haben unsere Dienstleistung immer klar und transparent kommuniziert. Alles was wir machen ist datenschutzkonform und TÜV-geprüft. Außerdem lehnen wir Anfragen ab, die mit unseren ethischen Prinzipien nicht vereinbar sind. Auch wenn es sich um Mitbewerberanalysen handelt, die eigentlich erlaubt wären.“

Grenzen überschreitendes Wachstum

An Aufträgen mangelt es dennoch nicht. Abgesehen von Österreich ist das Unternehmen seit 2018 auch in anderen europäischen Ländern aktiv. 2020 möchte man sich weiter internationalisieren, zumal im Sog der COVID-19-Ausbreitung viele weitere europäische Länder um Unterstützung angefragt haben. Dafür sucht man zusätzliches Personal: „Der Markt ist hart umkämpft – schließlich kommt keine Branche mehr ohne Daten aus.“ Hier profitiere die Firma aber von der Nähe zur TU Graz und dem Know-Center, die nicht nur vielversprechende junge Talente hervorbringen, sondern Graz auch international zu einem Big-Data-Hotspot gemacht haben. Ein guter Boden für das globale Datengeschäft.

Autor: Christoph Pelzl
Textquelle: TU Graz News

 

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Kontakt:

Michael CIK
Dipl.-Ing.
TU Graz | Institut für Straßen- und Verkehrswesen
Tel.: +43 316 873 6224
michael.cik@tugraz.at

 

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